Interview mit Markus Naef, SwissSign

Am 4. Oktober 2021 gab die Schweizerische Post die vollständige Übernahme der ­SwissSign Group AG bekannt. Die SwissSign Group wurde zuvor als Joint Venture verschiedener namhafter Schweizer Unternehmen geführt. IFBC begleitete die Aktionäre der SwissSign Group als exklusiver Financial- und M&A-Advisor bei der Vorbereitung der Transaktion und während des gesamten Verkaufsprozesses.

Nachfolgend schildert Markus Naef, CEO der SwissSign Group AG bis im Dezember 2021, seine Erfahrungen im Zusammenhang mit der erfolgreichen Transaktion.

Wofür steht die SwissSign Group und was zeichnet die SwissSign Group als Unternehmen aus?

Die SwissSign Group ist ein Schweizer «Trust Service Provider»: Mit ihren zuverlässigen Produkten und Dienstleistungen ermöglicht es die SwissSign Group, Geschäftsprozesse im digitalen Umfeld sicher und einfach abzubilden und umzusetzen. SwissSign Group schützt alle Daten nach den höchsten Sicherheitsstandards und behält sie in der Schweiz.

SwissSign Group hat seit der Gründung 2018 dank namhafter Investitionen ihrer bisherigen Aktionäre eine solide Infrastruktur für digitale Dienstleistungen aufgebaut und ein darauf basierendes Netzwerk etabliert, mit über 250 Onlinedienst-Anwendungen aus dem öffentlich- und privatrechtlichen Bereich und über 2.2 Millionen Nutzern, Tendenz stark steigend.

Welche Rolle werden digitale Identitäten in Zukunft in der Schweiz spielen?

Immer mehr Geschäftsprozesse verlagern sich in die digitale Welt. Viele Besorgungen des täglichen Lebens lassen sich inzwischen – und zum Teil nur noch – online erledigen. Das Bedürfnis, dies auf eine einfache Art und Weise, aber trotzdem in einem sicheren Umfeld zu tun, nimmt zu. Diese Tendenz wird durch die Covid-Pandemie noch verstärkt.

Welche Vorteile bringt eine digitale Identität?

Mit vertrauenswürdigen elektronischen Identitäten kann die Implementierung von medienbruchfreien digitalen Geschäftsprozessen effektiv vorangetrieben werden und somit ein Nutzen für die Bevölkerung, für private und öffentliche Anbieter von Online-Dienstleistungen und damit für die Schweizer Volkswirtschaft erreicht werden.

Wo sehen Sie SwissSign Group in 5 Jahren?

SwissSign Group hat mit dem Aufbau einer zukunftsfähigen Infrastruktur die Basis für die kontinuierliche Weiterentwicklung Ihrer Produkte und Dienstleistungen gelegt: Über diese wird SwissSign Group Ihre Position vor allem im Schweizer Markt weiter festigen und wachsen.

Im Herbst 2021 lancierte SwisssSign Group in Ergänzung zum bereits bestens etablierten Identitäts-Service SwissID und den elektronischen Zertifikaten, eine Reihe von neuen relevanten Angeboten. Mit der Bestellung von Betreibungsauskünften via SwissID App, dem sicheren Zugang zum elektronischen Patientendossier (EPD) sowie dem Angebot einer elektronischen Signatur, SwissID Sign, bietet SwissSign Group seinen über 2.2 Millionen Nutzern auf einen Schlag neue zeit- und kostensparende Online-Anwendungsmöglichkeiten der SwissID an. Mit SwissID Sign vervollständigt die SwissSign Group AG das Produktportfolio und ermöglicht so, von der Identifikation bis zur Willensbekundung Prozesse vollständig zu digitalisieren. Dies sind, mit Blick auf einen Zeithorizont von fünf Jahren wichtige Schritte in eine sichere digitale Zukunft.

Welche Vorteile bringt die Transaktion für die SwissSign Group und wo sehen Sie die grössten Synergiepotentiale mit der Post?

Es war für die SwissSign Group zu jedem Zeitpunkt wichtig, die Weiterentwicklung des Unternehmens, ihrer Produkte und Dienstleistungen auch mittel- bis langfristig sicherzustellen. Mit der Übernahme durch die Schweizerische Post per Anfang Oktober 2021 wurde die Zukunftsfähigkeit von SwissSign Group AG sichergestellt. Dem Ursprungsgedanken der ehemaligen Aktionäre, namentlich der Aufbau einer relevanten digitalen Infrastruktur, wird mit dieser Transaktion gefestigt. Auch die Notwendigkeit, dass eine solche von einem staatsnahen Unternehmen kompetent geführt wird, wird nunmehr abgedeckt.

Die Dienstleistungen von SwissSign stärken die digitalen Angebote und unterstützen damit die neue Strategie der Post. Die Post etabliert sich weiter als vertrauenswürdige Partnerin für Menschen, Unternehmen und Behörden im Bereich der sicheren Datenübertragung. Mit der Akquisition sichert sie wichtiges Know-how und etablierte Lösungen im Bereich der digitalen Identität. Die Post als staatsnahes Unternehmen schafft damit auch die Voraussetzungen, um bei Bedarf der Schweiz, den Kantonen und den Bürgerinnen und Bürgern eine sichere digitale Identität anbieten zu können.

Was waren für Sie die zentralen Erfolgsfaktoren beim Transaktionsprozess?

Team und klarer Fokus! Beim Team kommt es weniger auf die Grösse an, sondern vielmehr auf die richtige Zusammensetzung mit den notwendigen Kompetenzen und auf das gegenseitige Vertrauen. Ohne klare Struktur und Teamgeist wäre die Transaktion nicht in dieser kurzen Zeit so erfolgreich abgeschlossen worden. Die Transaktion war aufgrund der heterogenen Struktur auf Seiten der Verkäuferinnen sehr komplex. Es war deshalb unabdingbar, dass der definierte Projektplan eingehalten wurde. Aufgrund des schnellen Taktes bezüglich notwendiger Entscheide war es wichtig, dass das Team mögliche Fragen antizipierte und die Antworten bereits kannte, bevor die Fragen überhaupt aufkamen.

Welchen Mehrwert brachte die Zusammenarbeit mit IFBC für den Transaktionsprozess?

Mit IFBC durften wir einen Partner im Team wissen, der sowohl unser eher komplexes Business sehr schnell verstanden und die Transaktion mit pragmatischem Vorgehen zielorientiert begleitet als auch den potentiellen Käufern den strategischen Nutzen aufzeigen konnte. Ausserdem passten die involvierten Personen aufgrund ihrer Persönlichkeiten sehr gut ins Team, wie auch waren sie eine grosse fachliche Bereicherung. IFBC hat es sehr gut verstanden, auf Seite der Verkäuferinnen gewisse (ehemalige) Aktionäre auf eine Linie zu bringen und dadurch Entscheide herbeizuführen, die eine erfolgreiche Transaktion überhaupt erst ermöglichten.

Was sind Ihre persönlichen Ratschläge für Führungspersonen vor einem Unternehmensverkauf?

Klare Definition der Strategie, konsequente Durch- und Umsetzung derselben und richtige personelle und fachliche Zusammensetzung des Teams sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Hierfür braucht es ein schlagkräftiges, meines Erachtens eher kleineres Team, ausgestattet mit den unterschiedlichen Fachkompetenzen und klaren Verantwortlichkeiten, welches den Prozess sehr gut abgestimmt vorantreibt. Diese Projektorganisation ist für die strikte Einhaltung des Projektplans und der darin definierten Aufgaben verantwortlich.

Dass ich eher kleinere Teams bevorzuge, liegt daran, dass während dieser Phase sichergestellt werden muss, dass das operative Geschäft «normal» weitergeführt werden kann und die Mitarbeitenden, Kunden, Partner, etc. dem gewohnten Geschäftsgang nachgehen können.

Markus Naef, CEO der SwissSign Group AG, hat in den letzten 5 Jahren zusammen mit seinem Team den Aufbau einer schweizweit soliden Infrastruktur für digitale Dienstleistungen und des darauf basierenden Netzwerks von Anbietern und über 2.2 Millionen Nutzern massgebend geprägt. Er hat 2 Universitätsabschlüsse in Wirtschaft und Recht der HSG (heute Universität St. Gallen). Vor seinem Engagement bei der SwissSign Group war er in der Geschäftsleitung des damals börsenkotierten Unternehmen Sunrise AG und verantwortete das B2B Geschäft.