Interview mit Martin Meyer, CFO der AMAG Group

Die AMAG Group AG (AMAG) erwarb im September 2022 den auf Photovoltaik, Wärmepumpen und Elektromobilität spezialisierten Geschäftsbereich Helion der Bouygues E&S InTec Schweiz AG.

Autor
IFBC Team
Datum
6/8/2023

Die AMAG Group AG (AMAG) erwarb im September 2022 den auf Photovoltaik, Wärmepumpen und Elektromobilität spezialisierten Geschäftsbereich Helion der Bouygues E&S InTec Schweiz AG. Mit der Übernahme des Energiepioniers sicherte sich der grösste Schweizer Automobilimporteur den Zugang zu neuen Geschäftsfeldern, womit das eigene Dienstleistungsangebot rund um die Elektromobilität deutlich ausgebaut wird.

Zukünftig werden den Kunden umfassende Komplettlösungen aus einer Hand angeboten, die nebst dem eigentlichen Elektrofahrzeug auch die Beratung, Planung, Installation und Wartung von Photovoltaikanlagen, Stromspeicherlösungen und Ladestationen umfasst. So können auch die Nachhaltigkeitsstrategien der Flotten- und Geschäftskunden begleitet werden — inklusive Finanzierungsangebote durch die AMAG Leasing AG. Mit der Entstehung von grossen Kapazitäten an Batteriespeichern, eröffnen sich zudem neue Geschäftsmodelle im Bereich des Energiemanagements – für nachhaltige Mobilität und nachhaltiges Wohnen. Helion wird komplett mit allen rund 450 Mitarbeitenden in einer eigenen Gesellschaft in den neuen Geschäftsbereich AMAG Energy & Mobility eingegliedert.

Unter dem Dach von AMAG wächst somit zusammen, was zusammengehört. Insbesondere leistet das neue Angebot einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs und zur Versorgungssicherheit in der Schweiz. Eine nachhaltige Unternehmenskultur und -strategie ist seit der Gründung vor 77 Jahren ein wichtiger Bestandteil des Schweizer Familienunternehmens AMAG.

IFBC begleitete die AMAG als Financial Advisor bei dieser zukunftsweisenden Transaktion während des gesamten Kaufprozesses. Dabei kam der Financial Due Diligence grosse Bedeutung zu, da diese Erkenntnisse nahtlos in die Bewertung respektive in die Vertrags- und Kaufpreisverhandlungen einflossen. Ein kontinuierlicher, strategischer Dialog rundete die sehr gute Zusammenarbeit ab.

Martin Meyer ist CFO der AMAG und erläutert im nachstehenden Interview die Überlegungen von AMAG zum Einstieg ins Energiegeschäft und benennt die Erfolgsfaktoren dieser Übernahme.

Was für ein Auto fahren Sie?

Natürlich ein elektrisches, einen wunderschönen Audi e-tron GT.

Werden wir in Zukunft noch ein eigenes Fahrzeug besitzen?

Wir werden zukünftig verschiedene Nutzungsmodelle sehen, vom Privatbesitz, über geleaste oder abonnierte Autos bis hin zur Nutzung nur für ausgewählte Tage oder Fahrten — «Mobility as a Service» hier als Schlagwort. Als AMAG Gruppe wollen wir unseren Kundinnen und Kunden alle Möglichkeiten bieten, darum entwickeln wir verschiedenste Angebote.

Wann entstand die Strategie von AMAG zur nachhaltigen, individuellen Mobilität?

Die AMAG war schon nachhaltig als dieser Begriff noch nicht omnipräsent war. Schon in den frühen Jahren unserer Gründung, in den 50er Jahren, setzte die AMAG Standards in vielerlei Hinsicht, was heute unter «ESG» subsummiert wird. Daher gibt es keinen Startzeitpunkt sondern ist unsere heutige Vision, führende Anbieterin nachhaltiger individueller Mobilität zu werden, die konsequente Weiterentwicklung unseres Verständnisses. Für uns war und ist klar, dass die individuelle Mobilität nur zukunftsfähig sein wird, wenn sie umwelt- und klimafreundlich wird. Und wir als AMAG wollen Teil der Lösung, nicht Teil des Problems sein.

Wo sehen Sie die grössten Chancen und Potenziale für AMAG in der Zukunft?

Einerseits in unserem Kerngeschäft, das wir hegen, pflegen und weiterentwickeln, anderseits in zusätzlichen, ergänzenden Angeboten rund um die Mobilität – und da die Mobilität perspektivisch elektrisch wird, auch im Bereich Energieproduktion und -management. Das Auto von morgen wird auch ein Teil der Schweizer Energieversorgung sein.

Wie nutzt AMAG bei der Strategieumsetzung das Instrument M&A?

Die Frage ist einfach: Was können wir selber entwickeln oder wo macht es Sinn, Funktionierendes zu übernehmen. M&A ist für uns immer dann ein mögliches Mittel, wenn wir das Gefühl haben, dass ein Unternehmen von der Kultur und vom «Mindset» zu uns passt und die Produkte unsere Strategieumsetzung sinnvoll unterstützen.

Welches waren die Erfolgsfaktoren für das Gelingen der Übernahme von Helion?

Wichtig war und ist, dass wir die gleichen Visionen und Ziele haben und dass beide Parteien davon überzeugt sind, gemeinsam wesentlich mehr zu erreichen, als wenn wir einzeln operieren würden. Ganz nach Aristoteles: «Die Summe ist mehr als seine Teile». Im ganzen Prozess war der Austausch transparent, wertschätzend und von diesem gemeinsamen Ziel geprägt.

Welche Aspekte und Herausforderungen prägten die Transaktion und Verhandlungen?

Die Transaktion war vor dem Hintergrund der verfügbaren Informationen und dem engen zeitlichen Rahmen anspruchsvoll. Dazu kam, dass wesentliche Aktivitäten während den Sommerferien stattfinden mussten, was natürlich eine zusätzliche Belastung für alle Projekt- mitarbeitenden bedeutete. Die Verhandlungen waren sehr professionell und wurden von beiden Seiten trotz intensiver Diskussionen sehr wertschätzend geführt.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der Financial Due Diligence im Rahmen des Akquisitionsprozesses ein?

Die Financial Due Diligence (FDD) ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Akquisitionsprozesses, der es den Parteien ermöglicht, eine fundierte Entscheidung zu treffen und den Wert des Zielunternehmens genau zu bestimmen. Die FDD hilft uns, die finanzielle Performance des Zielunternehmens zu verstehen, potenzielle Risiken und Chancen aufzudecken und die Bewertung des Unternehmens zu bestimmen.

Welchen Mehrwert hatten für Sie die Zusammenarbeit und der Dialog mit IFBC?

Der Erfolg oder Misserfolg einer Transaktion hängt massgeblich von der Auswahl des richtigen Beraters ab, der das eigene Team mit seiner Fachexpertise unterstützt. Die AMAG verfügt über keine umfassende M&A Abteilung, welche alle nötigen Kompetenzen, die es in einem M&A- Prozess braucht, in-house abdecken kann. Daher ist es für uns essenziell, dass wir einen Partner haben, dem wir vertrauen können, der uns im ganzen Prozess professionell begleitet und auch von den Wertevorstellungen zu uns passt.

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