Interview mit Klaus Müller, CFO naturenergie

Nachhaltige Energieeffizienz als Zukunftsfaktor

Autor
IFBC Team
Datum
17/12/2024

Die naturenergie holding AG (naturenergie) ist ein deutsch-schweizerischer Energiepionier in Südbaden und in der Schweiz. Seit über 125 Jahren erzeugt die Unternehmensgruppe Ökostrom, pflegt einen nachhaltigen Umgang mit Natur und Umwelt und entwickelt klimafreundliche Energielösungen. Die Produkte und Dienstleistungen umfassen die Bereiche Photovoltaik, Wärme, Bauen & Wohnen sowie Elektromobilität. Die nachhaltige Energieeffizienz ist für die Regionen in denen naturenergie tätig ist, ein wichtiger Standort- und Zukunftsfaktor geworden. Um die Energiewende auf beiden Seiten des Rheins wirtschaftlich zu begleiten, bedarf es an Weitsicht bei den finanziellen Fragestellungen und innovative Gesamtlösungen, welche die Interessen aller Anspruchsgruppen einbinden.

IFBC begleitete die naturenergie als exklusiver Financial Advisor bei der Entwicklung eines Finanzierungskonzeptes und der Ausgestaltung der Dividendenpolitik. Die Zusammenarbeit erstreckte sich auch auf einzelne Transaktionen, wie den Erwerb der Energieversorgung Südbaar GmbH & Co sowie die Formulierung einer vorausschauenden M&A Strategie. Gemeinsam mit der Führung der naturenergie wurden die M&A-Fokusbereiche auf die Unternehmens- und Finanzierungsstrategie abgestimmt und eine Roadmap entwickelt, um die Strategieumsetzung langfristig zu stärken.

Klaus Müller, CFO und Mitglied der Geschäftsleitung bei der naturenergie, gibt nachfolgend Einblicke in die Transformation hin zu kundennahen Energielösungen und einer Infrastruktur für eine lebenswerte Gesellschaft, in der nachhaltiges Leben und Wirtschaften selbstverständlich sind.

Was bedeutet für Sie «Energie im Wir & Jetzt»?

Eine sichere Versorgung mit nachhaltiger Energie war und ist ein zentraler Schlüssel sowohl für unser tägliches Leben als auch für unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Dass die Verbrennung von fossilen Brennstoffen zur Energieerzeugung ein endliches Thema ist und dabei negative Konsequenzen für unsere Umwelt zur Folge hat, ist nichts Neues. Neu ist, dass wir die Auswirkungen nun auch immer mehr direkt in unserem Alltag spüren. Im «Hier & Jetzt» gemeinsam wirksam tätig zu werden, ist eine unternehmerische und gesellschaftliche Aufgabe. Es gilt zusammen mit Kunden und Kommunen – deshalb das «Wir» – und unter Berücksichtigung der regionalen Anforderungen bezahlbare sowie langfristig sinnvolle Lösungen zu realisieren.

«Eine sichere Versorgung mit nachhaltiger Energie war und ist ein zentraler Schlüssel sowohl für unser tägliches Leben als auch für unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung.»

Welche Herausforderungen sehen Sie auf dem Weg zum langfristig erfolgreichen integrierten Infrastrukturanbieter?

Wir verfügen über grosses Wissen, erstklassige Ingenieure und einen hohen Qualitätsanspruch. Jedoch begrenzt uns der demografisch bedingte Fachkräftemangel im handwerklichen Bereich und bei der Umsetzung spürbar. Weiter hat das Thema Bezahlbarkeit bei allen Anspruchsgruppen an Bedeutung gewonnen. Hier spielt auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in internationalen Märkten eine zentrale Rolle. Nebst den genannten Herausforderungen fehlt bei gewissen Themen der gesellschaftliche Konsens, was in welchem Tempo zu erreichen ist. Dies hemmt die Bereitschaft für Investitionen und Finanzierungen deutlich. Die personellen und finanziellen Ressourcen zur Umsetzung der erforderlichen Veränderungen in der Energieversorgung sind begrenzt.

Wie tragen Sie als CFO zur Energiewende bei?

Zu meinem Aufgabengebiet gehören die Finanzen, der Nachhaltigkeitsbereich sowie die Stromnetze in Südbaden. Durch diese Kombination von Verantwortung habe ich einen ganzheitlichen Blick auf die Herausforderungen und kenne die Hebel, um gute Resultate zu erzielen. Als Netzbetreiber bauen wir unser Netz so um, dass wir nicht nur neue Lösungen, z.B. für die Einspeisung von Strom aus Wind und Photovoltaik, anbieten, sondern sowohl für Kunden als auch für Kapitalgeber attraktiv sind.

Welche Prioritäten setzen Sie bei der Finanzierung?

Für eine gesunde und flexible Finanzierung arbeite ich konsequent mit langfristigen Partnern zusammen. Dies liegt auch allgemein in unseren Genen als Betreiber von Kraftwerks- und Netzanlagen. Die Infrastruktur soll auch noch in 40 bis 60 Jahren einen Nutzen für die Gesellschaft stiften. Wir brauchen hierzu eine gute kommunale Verankerung, um auch direkt vor Ort, Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen. Das heisst, es ist zentral, klar zu kommunizieren, wie die Investition und die Finanzierung auf das nachhaltige Leben und Wirtschaften in einer Region einzahlen.

«Um die Energiewende auf beiden Seiten des Rheins wirtschaftlich zu begleiten, bedarf es an Weitsicht bei den finanziellen Fragestellungen und innovative Gesamtlösungen.»

Wie verfolgt Ihr Unternehmen das Ziel der eigenen Nachhaltigkeit?

Wir stehen mit unserem Namen «naturenergie» für Nachhaltigkeit und sie ist Bestandteil unserer umfassenden Unternehmenspolitik. Da gilt es einerseits, die zusätzlichen Berichtspflichten bezüglich ESG (Environmental Social Governance) und CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) abzudecken und andererseits unsere aktuellen Umweltzertifizierungen zu pflegen. Dies sind Bestandteile, um für mehr nachvollziehbare und umfassende Transparenz bei den Anspruchsgruppen zu sorgen. Dabei beschäftigen wir uns auch mit dem Thema der Reduktion unserer CO2-Emissionen. Mit etwa 10.000t CO2e in Scope 1 sind die Emissionen der Unternehmensgruppe im Vergleich zu anderen Unternehmen sehr gering. Die CO2-Ermissionen in Scope 2 umfassen im Wesentlichen unsere Netzverluste (ca. 25.000t CO2e). Die Emissionen in Scope 1 und Scope 2 gleichen wir auf freiwilliger Basis mit Emissionszertifikaten bzw. Herkunftsnachweisen aus. Im Scope 3 erheben wir derzeit die Emissionen für die relevanten Kategorien. Aus den Erkenntnissen werden konkrete Weiterentwicklungen abgeleitet, die wir zeitnah umsetzen können. Unsere Ambitionen halten wir in einem Übergangsplan (Transitionsplan) fest.

Wo liegen die Chancen und der Fokus der M&A-Strategie?

Die Welt um uns herum entwickelt sich sehr schnell. Die M&A-Strategie ist dabei ein zentraler Bestandteil, um mögliche Opportunitäten zu erkennen, klare Entscheidungen zu treffen und sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen. Als vorausschauende Organisation fokussieren wir auf neue Märkte, Kompetenzen und Technologien, um uns gezielt zu stärken. Dazu braucht es einen eindeutigen Rahmen. Dieser ist mit unserer M&A-Strategie gegeben.

Wo sehen Sie generell die wichtigsten Aufgaben eines CFO?

Als CFO betrachtet man das Unternehmen zunächst aus einer finanziellen Perspektive. Vereinfacht gesagt: Was kostet es und was bringt es? Wichtigste Aufgabe für mich ist es, diese Sichtweise in das operative Geschäft zu transportieren, damit Führungskräfte die richtigen Entscheidungen treffen und die Chancen nutzen können. Zudem ist es die Aufgabe des CFO  wichtige Risiken zu antizipieren, zu beziffern und bei deren Begrenzung mitzuwirken.

Welche Aspekte prägen die Zusammenarbeit mit IFBC?

Die IFBC nehme ich als sehr kompetenten Dienstleister und Partner wahr. Ich schätze die vertrauensvolle Zusammenarbeit und den persönlichen Austausch sehr.

Wie werden Sie den Interessen Ihrer vielfältigen Anspruchsgruppen gerecht?

naturenergie ist immer offen für Rückmeldungen, die sowohl von innerhalb der Organisation als auch von der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik kommen. Zum Beispiel ist die gestiegene Bautätigkeit in gewissen Kommunen und Regionen deutlich wahrnehmbar und stösst nicht überall sofort auf Verständnis. Hier gilt es aufmerksam zuzuhören und den Dialog mit den Anspruchsgruppen zu führen. So schaffen wir oft einen gegenseitigen Interessensausgleich und gestalten eine sichere Versorgung mit nachhaltiger Energie.

Klaus Müller wurde 1968 in Rheinfelden (Baden) geboren. Er ist Diplom-Betriebswirt (FH) und studierte an der Fachhochschule Pforzheim. Seit Oktober 2024 ist er Mitglied der Geschäftsleitung und CFO der naturenergie holding AG. Zuvor war er Bereichsleiter Finance & Services (2015 – 2024) und verantwortete über die letzten Jahre das Rechnungswesen und mehrere Controlling Services der naturenergie holding AG. Im Rahmen weiterer beruflicher Mandate ist Klaus Müller u.a. Verwaltungsrat der enalpin AG und stellv. Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Bad Säckingen GmbH.

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